Die Spieljahre 1992 bis 1994
Die Bezirksoberliga entpuppte sich von Anfang an als eine leistungsstarke Spielklasse. Kein Wunder auch, denn in ihr spielten Mannschaften von Rang und Namen: Schönebecker SV 1860, Empor Klein Wanzleben, Germania Halberstadt, Lok/Altmark Stendal II, Burger BC, SV 09 Staßfurt, Arminia Magdeburg, Stahl Blankenburg, Germania Klietz, SV Groß Santersleben, Schwarz-Weiß Bismark, Handwerk Magdeburg, SV 1919 Irxleben, Fortuna Halberstadt, Fortuna Magdeburg, Grün-Weiß Ilsenburg. Sie waren nunmehr die Gegner des SVH.
Am Ende des Spieljahres 1991/92 war die Bilanz gut, denn der SVH konnte sich ohne größere Schwierigkeiten den Klassenerhalt sichern. Nach Abschluss des Spieljahres 1992/93 stand fest, dass Hötensleben nach zweijähriger Zugehörigkeit zur Bezirksoberliga in den sauren Ab-stiegsapfel beißen musste.
Ursachenforschung in der Presse
Die „VOLKSSTIMME“ Kreisausgabe Oschersleben veröffentlichte am 4. Juni 19933 eine Analyse, die den Finger auf einige „Wunden“ des Hötensleber Fußballs in dieser Zeit legte:„Obwohl die technischen Fertigkeiten der Stammspieler unterschiedlich ausgeprägt sind, konnte der SVH mit den meisten Teams der Bezirksoberliga mithalten. Defizite wurden allerdings in der Leistungs- und Einsatzbereitschaft, in der Einstellung sowie im spieltaktischen Bereich sichtbar. Was nutzt es, wenn man sich gegen Spitzenmannschaften schier zerreißt und gegen gleichwertige oder schwächere Kontrahenten nur mit halber Kraft spielt?
Fehlende Spielkonzeption
Die Mannschaft hatte keine ausgeprägte, tragfähige Spielkonzeption, sie überließ vieles dem Zufall. Ein systematischer Aufbau der Aktionen aus der Abwehr heraus gelang nur selten. Vom Mittelfeld gingen zu wenige Impulse für die Spielgestaltung aus. Da das Team zudem das Spiel ohne Ball und über die Flügel vernachlässigte, blieb es meist leicht ausrechenbar. Es kam zu wenig ‚in Gang‘, wenn die Elf im Ballbesitz war.
Mangelndes Engagement
Die eigenen Stärken wurden nur unzureichend genutzt, im taktischen Denken, im Verhalten und im Engagement zeigten sich große Mängel. Ein Musterbeispiel dafür war die Heimbegegnung gegen Groß Santersleben, als der SVH 17 Minuten vor Schluß noch mit 2:0 führte, den Erhalt der Bezirksoberliga in der Hand hatte und dann doch noch die Quittung für seine Sorglosigkeit und Fehleinschätzung der Situation in Form von drei Gegentoren erhielt. Das konnte nur passieren, weil sich der SVH immer stärker das gegnerische Konzept aufdrängen ließ, statt selbst zu agieren.
Der Abstieg aus der Bezirksoberliga wäre vermeidbar gewesen, wenn man mit den eigenen Leistungen kritischer umgegangen wäre. Kampfkraft und Moral, gepaart mit dem Willen, beim Einsatz in der Ersten alles zu geben, sind jahrzehntelange, erprobte Hötensleber Fußballtugenden. Nur so war es in der Vergangenheit möglich, in höheren Klassen mitzuhalten und zu bestehen. Daran sollte man sich erinnern, wenn man das SVH-Team für die Bezirksligasaison 1993/94 formiert.“
Wahl der Abteilungsleitung Fußball 1993
Am 24. Januar 1993 fanden im Sportheim die Wahlen in der Abteilung Fußball des SVH statt. Von den 42 anwesenden Sportkameraden waren 39 wahlberechtigt. Horst Scheibel wurde als Abteilungsleiter gewählt. Seine Wahl erfolgte einstimmig. Neben ihm erhielten weitere 12 Sportkameraden das Vertrauen ausgesprochen. In der ersten Sitzung des Gremiums am 26. Januar wurde folgende Aufgabenverteilung vorgenommen:
Ingolf Wölk (stellv. Abteilungsleiter), Harald Hermann (Jugendleiter), Hans-Joachim Sarnes (Vorsitzender des Spielausschusses), Manfred Bloch (Finanzen), Heinz Vorwerg, Günter Ohnesorge und Heinz Niemann (Technische Leiter, Zeugwarte), Reinhard Klar (Öffentlichkeitsarbeit), Karl-Heinz Ziemann und Werner Woschke (Sponsorenarbeit), Rüdiger Wilke (Schiedsrichterwesen) und Wolfgang Hustedt (Schriftführer).
Ein Ehrengeschenk, verbunden mit einem herzlichen Dankeschön, gab es für Rudolf Ritschel, der seit 1950 als stellvertretender Sektionsleiter und als Sektions- und Abteilungsleiter engagiert für den Hötensleber Fußball gearbeitet hatte.
Abteilungsleitung Fußball 1993
Die Abteilungsleitung Fußballl 1993. Hinten von links: Harald Hermann, Heinz Niemann, Werner Woschke, Horst Scheibel, Manfred Bloch, Rüdiger Wilke, Ingolf Wölk. Vorn von links: Wolfgang Hustedt, Reinhard Klar, Heinz Vorwerg, Hans-Joachim Sarnes.
Das Spieljahr 1993/94
Hötensleben wurde zunächst in die Staffel 1 der Bezirksliga eingestuft, legte aber dagegen Protest ein und konnte mit der Unterstützung von Dr. Hans-Ge- org Moldenhauer, dem Vor-sitzenden des NOFV, eine Umsetzung in die verkehrstechnisch günstigere Staffel 2 erreichen. Dieser Staffel gehörten weiter folgende Mannschaften an: Blau-Gelb Ausleben, Grün-Weiß Ilsenburg, Blau-Weiß Wanzleben, SV Seehausen/Börde, Eintracht Osterwieck, SV Altenweddingen, Rot-Weiß Zerbst, SV Förderstedt, VfB Ottersleben, Schönebecker SC, Germania Halberstadt II, SC 1919 Heudeber und Eintracht Gröningen.
Das Spieleraufgebot in der Bezirksliga
Zum Stammaufgebot des SVH gehörten: Torsten Winterberg, Steffen Holländer, Bernd Czarnyan, Torsten Müller, Sven Bruns, Andreas Dosdall, Gorden Niemann, Karsten Kasprzak, Raimund Müller, Torsten Böhm, Frank Ohnesorge, die Brüder Wolfram, Ulf und Bert Rzehaczek, Andre Hunwardsen, Mike Böwing, Henner Schickerling, Dennis Köchig, Steffen Ohnesorge, Mario Borchardt, Christian Pollex. Als Trainer fungierte zunächst Birger Czarnyan, der Ende 1993 aus seinem Amt ausschied. Ab 1. Januar 1994 übernahm Ronald Volmer aus Schöningen das Training der 1. Mannschaft des SVH.
Ungewissheit bei Saisonbeginn
Am Tage des Meisterschaftsstarts stand lediglich fest, dass es zu Beginn des Spieljahres 1994/95 eine andere Spielklasseneinteilung in Sachsen-Anhalt geben wird. Man war also gut beraten, einen vorderen Platz ins Visier zu nehmen, der vielleicht „ungeahnte“ Aufstiegschancen ermöglichte. Im Oktober beschloss der 2.Verbandstag des Fußballverbandes von Sachsen-Anhalt die folgende neue Spielklasseneinteilung ab 1994/95:
Verbandsliga (16 Mannschaften), drei Staffeln Landesliga (je 16 Mannschaften), neun Bezirksligastaffeln (mit ebenfalls 16 Mannschaften).
Regelung der Aufstiegsfrage
Für Hötensleben waren die Festlegungen zu den drei Staffeln der Landesliga von Bedeutung, die nach territorialen Gesichtspunkten gebildet wurden. In die Landesliga wurden die Mannschaften der Bezirksoberliga Magdeburg und der Bezirksliga Halle eingegliedert. Zu diesen Teams sollten noch je acht Mann- schaften aus beiden Bezirken hinzukommen, die von den jeweiligen Spiel-ausschüssen nach dem Leistungsprinzip ausgesucht und bestimmt werden sollten. Für den Bezirk Magdeburg bedeutete das konkret: Die ersten Vier der beiden Bezirksligastaffeln steigen nach dem Abschluss der Meisterschaft in die Landesliga auf.
Unter der Schlagzeile „Bezirksliga: Aufstiegsspannung bis zur allerletzten Minute“ ver-öffentlichte die “VOLKSSTIMME” die Tabelle der Spitzengruppe vor dem letzten Spieltag:
- Rot-Weiß Zerbst 91:32/+59 43:7
2. SV Altenweddingen 63:30/+33 38:12
3. SV Hötensleben 58:43/+15 31:19
4. Schönebecker SC 33:28/+ 5 30:20
5. Blau-Gelb Ausleben 46:40/+ 6 29:21
6. Blau-Weiß Wanzleben 63:41/+22 28:22
Spannung bis zur letzten Minute war also angesagt. Zerbst und Altenweddingen standen als Aufsteiger bereits fest, so dass es am letzten Spieltag um die restlichen zwei Landesligaplätze ging, für die sich noch vier Mannschaften Chancen ausrechneten.
In Heudeber Aufstieg perfekt gemacht
Der SVH hatte die besten Aussichten,denn ihm reichte bereits ein Unentschieden. Die Mann-schaft aber machte Nägel mit Köpfen und gewann zur Freude der mitgereisten über 100 Fans durch Tore von Dennis Köchig, Frank Ohnesorge, Torsten Böhm, Christian Pollex und ein Eigentor des Gastgebers, der selbst nur zum Ehrentreffer kam, mit 5:1.
Als der Schiedsrichter kurz nach 17 Uhr abpfiff, waren die Spieler, Trainer, Funktionäre und Anhänger des SVH am Ziel ihrer Wünsche angelangt.
Aufstiegsmannschaft 1994
Foto: R. Klar
Spieler und Funktionäre der Aufstiegsmannschaft 1994. Hinten von links: Günter Ohnesorge, Ronald Volmer, Sven Bruns, Torsten Müller, Ulf Rzehaczek, Christian Pollex, Steffen Ohnesorge, Heiko Ziemann, Raimund Horn, Mike Böwing, Andre Hunwardsen, Gorden Niemann, Karsten Kasprzak, Adolf Rzehaczek, Werner Woschke, Hans-Joachim Sarnes. Vorn von links: Wolfram Rzehaczek, Raimund Müller, Frank Ohnesorge, Henner Schickerling, Dennis Köchig, Torsten Böhm, Mario Borchardt.
Zum zweiten Mal in seiner Vereinsgeschichte hatte Hötensleben den Aufstieg in die Landesliga von Sachsen-Anhalt geschafft, der man schon einmal in den Jahren 1948 bis 1951 angehört hatte. An diesem schönen Erfolg des SVH haben die Trainer Ronald Volmer, Birger Czarnyan, Mannschaftsleiter Günter Ohnesorge und der Spielausschußvorsitzende Hans-Joachim Sarnes ebenso Anteil wie die Spieler, die ihre Chance engagiert nutzten.
Funktionäre 1994
Foto: R. Klar
Funktionäre freuen sich über den Aufstieg: Mannschaftsleiter Günter Ohnesorge Trainer Ronald Volmer, Spielausschussvorsitzender Hans-Joachim Sarnes und Vereinschef Adolf Rzehaczek (von links).