1945-1951

Der Fußball in Hötensleben von 1945 bis 1951

 

1945

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs teilten die Siegermächte Deutschland in vier Besatzungszonen auf. Hötensleben gehörte auf Grund seiner Lage in Sachsen-Anhalt zur Sowjetischen Besatzungszone. Im Monat Mai gehörten Paul Hadamla, Hermann Peine, Franz Mischke, Albert Huke, Albert Labodt, Heinrich Goedecke, Oskar Mittelstädt, Karl Bölsche und andere zu dem Personenkreis, der den 1886 entstandenen Männer-Turn-Verein (MTV) wieder gründete.

Der Fußball rollt wieder

Als erste Sparte entstand die Fußballabteilung, die schon nach kurzer Zeit über zwei Männer-und eine Jugendmannschaft verfügte. Sektionsleiter war Heinrich Goedecke. Die 1.Mannschaft spielte anfangs mit folgenden Aktiven: Ziemke, Peine, Kagelmann, Sliwinski, Krull. Göllner, H. Otto, R.Ohnesorge, Theiß, Henseleit, Denecke, Gritzan, Künnemann, Ziemann, G.Müller, Borchardt. Schon 1945 spielte Hötensleben gegen die SG Halberstadt (3:2), gegen Hadmersleben (1:5, 5:1) und verlor gegen zwei sowjetische Armeemannschaften.

1946

Im Sport kam es zu einer Veränderung der bisherigen Vereinstruktur. Er stand nunmehr unter dem Patronat der Jugendorganisation FDJ und der Gewerkschaftsorganisation. Aus dem MTV entstand die Sparte Fußball der Freien Deutschen Jugend. Hötensleben bestritt Spiele gegen die VSG Magdeburg Süd (4:2), Osterwieck (6:1), Wolfen I (3:1), Offleben (2:1), Berlin-Spandau /Altstadt (1:1), Helmstedter SV (2:5), Berlin-Spandau
/Neustadt (5:2) und Chemnitz Gablenz (5:2). Auch die unteren Männer-mannschaften und zwei Jugendmannschaften waren sehr aktiv und trugen regelmäßig Spiele aus. 

Im Spieljahr 1946/47 gehörte die 1.Mannschaft der 2.Gruppe der Spielklasse der Magdeburger Region an. Weitere Mitglieder in dieser 2.Gruppe waren: Sudenburg, Schönebeck/Altstadt, Groß-Ottersleben, Magdeburg/Ost, Buckau, Lemsdorf, Neue Neustadt Magdeburg und Felgeleben. Hötensleben spielte in dieser Gruppe vor beachtlichen Zuschauerzahlen eine gute Rolle und belegte den 3. Tabelleplatz. Das Spiel Sudenburg gegen Hötensleben sahen 4500 Zuschauer. Die Begegnung Schönebeck Altstadt gegen Hötensleben lockte 3500 Besucher an.

Eine der ersten leistungsstarken Mannschaften nach 1945. Hinten von links: Walter Krull, Fitz Borchardt, Otto Künnemann, Helmut Theiß, Gerhard Denecke, Günter Müller, Willi Ziemann. Vorn von links: Horst Göllner, Günter Henseleit, Rudi Ohnesorge. 

         

1947/48

In dieser Saison qualifizierte sich Hötensleben für die Aufstiegsspiele zur Landesklasse Sachsen-Anhalts, Gruppe Nord. Diesdorf, Quedlinburg und Magdeburg/West waren die Kontrahenten. Hötensleben setzte sich in den Spielen durch und stieg in die Landesklasse auf. Der Verein hieß mittlerweile Sport- gemeinschaft Eintracht, neuer Sektionsleiter war Hans Krause. Die Landesklassen waren bis zur Einführung der Oberliga 1949/50 die höchsten Spielklassen im Territorium der Sowjetischen Besatzungszone.

1948/49

Die SG Eintracht spielte im ersten Spieljahr in der Staffel Nord der Landesklasse gegen Eintracht Stendal, SG Schönebeck-Atlstadt, SG Magdeburg-Altstadt, Sportfreunde Burg, Fortuna Halberstadt, SG Oschersleben, Sportfreunde Salzwedel, SG Hadmersleben, SG Ilsenburg und belegte mit 25:19 Punkten (34:32 Tore) einem beachtlichen 5.Tabellenplatz. Am 12.Dezember 1948 verlor Hötensleben ein Freund-schaftsspiel gegen Tennis Borussia Berlin mit 2:5. 

Die Landesklassemannschaft von 1948 nach dem Spiel gegen Magdeburg-Altstadt. Von links: Günter Henseleit, Günter Müller, Willi Ziemann, Helmut Theiß, Gerhard Denecke, Otto Künnemann, Klaus Gritzan, Walter Krull, Edgar Dopieralla, Horst Göllner, Horst Dörr.

12. Dezember 1948

1949 gastierte Tennis Borussia Berlin in Hötensleben       

Den Verantwortlichen gelang es 1948, mit Tennis Borussia Berlin einen traditionsreichen Verein zu verpflichten. Viele bekannte Mannschaften aus den großen Städten aller Besatzungszonen fuhren nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges gern auf die Dörfer (sprich Provinz) und ließen sich dort ihr Antreten teilweise mit Naturalien vergüten. Das war damals auch in Hötensleben der Fall.

Obwohl am 12.Dezember ein unfreundliches, nasskaltes Wetter herrschte, kamen 2000 Zuschauer auf den Sportplatz an der Bahnhofstraße. „Te Be“ gehörte in der Berliner Vertragsliga zu den stärksten Mannschaften.

Viele bekannte Aktive

Spieler mit Rang und Namen standen in der Mannschaft. Steinbeck, Schallhorn, Podratz, Schläger, Manthey, Junik, Graf, Ventzke, Warstatt, Zeidler, Schallhorn, Richter, Schulz Haberstroh I und II, Schadow, Kind, Hammer, Pawelski und der sehr populäre dreifache Nationalspieler Hans (Hanne) Berndt waren weithin bekannt und sind auch heute noch älteren Fußballanhängern ein Begriff.

Viele von ihnen kamen regelmäßig repräsentativ in der Berliner Stadtauswahl zum Einsatz, die häufig spielte. Der Fußball-Liebling der Berliner Zuschauer war zu dieser Zeit Hanne Berndt, der sich darüber hinaus auch bei vielen Fußballanhängern im geteilten Deutschland großer Sympathien erfreute.

Viel Lob in der Presse

In einem Zeitungsbericht aus dieser Zeit war folgendes über die Begegnung zu lesen: „…..Die trotz des schlechten Wetters erschienenen 2000 Zuschauer kamen voll auf ihre Kosten. Die Berliner überzeugten durch ein technisch gutes und schnelles Spiel und nutzten jede günstige Schuss-gelegenheit. Aber auch Hötensleben zeigte sich von seiner besten Seite und konnte lange mithalten. Aber so nach und nach wurde der Druck von Tennis Borussia immer stärker, so dass sich eine leichte Überlegenheit anbahnte. In prächtiger Spiellaune zeigte sich Hanne Berndt, der in dieser Begegnung drei Tore erzielte. Beim Schlusspfiff des Spiels stand es 5:2 für die Berliner. Für sie hatten außerdem noch Schadow und Pawelski getroffen. Die zwei Tore für Hötensleben erzielten Görke und Denecke.“

1949/50

In diesem Spieljahr gab es in der Landesliga (vorher Landesklasse) zwei Staffeln. Hötensleben musste sich mit EHW Thale, Sportfreunde Burg, Eintracht Sudenburg, Sportfreunde Salzwedel, Grün-Rot Magdeburg, Genossenschaft Schönebeck, Reichs bahn Aschersleben, Börde Magdeburg, Fortuna Halberstadt, SG Oschersleben und SG Hadmersleben ausein-andersetzen. Die Mannschaft wurde mit 25:19 Punkten (49:42 Tore) Fünfter.

 Ein leistungsstarkes Team 1949/50 Hinten von links: Albert Labodt, Edgar Dopieralla, Otto Künnemann, Klaus Gritzan, Günter Müller, Willi Ziemann, Gerhard Denecke, Günter Henseleit. Vorn von links: Horst Dörr, Horst Göllner, Walter Krull, Willi Görke.                        

Ostern 1949

Zweites Gastspiel von „Te-Be“

Die gute Versorgung, Betreuung und Bewirtung der Berliner im Dezember 1948 trug mit Sicherheit dazu bei, dass sie am zweiten Osterfeiertag 1949 noch einmal in Hötensleben antraten.

Sie vertraten Hötensleben

Im Programmheft zu diesem Spiel wurden die Berliner und die Hötenslebener Aktiven ausführlich vorgestellt. Eintracht bot für diese Begegnung Horst Göllner (Tor), Horst Dörr, Walter Krull (Verteidigung), Klaus Gritzan, Otto Künnemann, Günter Müller (Läuferreihe), Gerhard Denecke, Günter Henseleit, Willi Görke, Willi Ziemann und Edgar Dopieralla (Sturm) als Stammelf auf. Als Ersatzspieler wurden Fritz Weljehausen, Otto Baranowski, Gerhard Krull und Hubert Ohnesorge nominiert.

Auch heute noch interessant

Das Programmheft von 1949 ist auch deshalb ein interessantes Dokument, weil es einige Einsichten über den Fußball im Ort aus dieser Zeit vermittelt. Hötensleben war ja bekanntlich 1948 in die Landesliga, die höchste Spielklasse in den Ländern der Sowjetischen Besatzungszone, aufgestiegen. Im ersten Jahr der Zugehörigkeit zu dieser Klasse hatte sich die Mannschaft bei der Konkurrenz bereits viel Respekt verschafft.

Schwierige Bedingungen

Weiter erfahren wir, dass in ihr viele Bergarbeiter spielten, die meist in verschiedenen Wechselschichten arbeiteten, so dass ein regelmäßiges Training nur sehr schwer zu organisieren war. Nicht selten kamen Spieler aus der Nachtschicht, um drei Stunden später zu den auswärtigen Spielen in den Bus zu steigen. Nur wenig Zeit blieb ihnen auch nach der Rückkehr vom Spiel, denn die nächste Nachtschicht ließ nicht lange auf sich warten.

Interessanter Pressebericht

Die „Magdeburger Volksstimme“ schrieb unter anderem folgendes:„…Der starke Auftritt der Berliner im Dezember 1948 hat bestimmt mit dazu beigetragen, dass am zweiten Osterfeiertag fast 4000 Zuschauer Tennis Borussia sehen wollten. Hanne Berndt war diesmal nicht dabei, dafür aber Gerhard Graf, der von vielen anderen Vereinen heftig umworben wurde. …Die Hötenslebener Mannschaft spielte sehr stark und ging durch ein Tor von Görke mit 1:0 in Führung. Nach dem Graf den Ausgleich erzielt hatte, steigerte sich Hötensleben noch einmal und kam durch Henseleit zum Siegestreffer, der den Berliner Torwart Steinbeck samt Ball über die Linie drückte.“

 Der torgefährliche Angreifer Günter Henseleit in Aktion.

 Graf – ein großartiger Fußballer

Im Programmheft wurde Gerhard Graf damals so vorgestellt: „Unbestrittener Klassestürmer der Mittelstürmer Graf, ständiger Stadtelfspieler, Angelpunkt des Sturmes, gewitzt und technisch hervorragend, versteht es wie kein zweiter, die gegnerische Deckung herauszulocken, um dann ebenso sicher seine Nebenleute erfolgreich einzusetzen.“ Diese Schilderung trifft den Nagel auf den Kopf, denn Gerhard Graf war zu seiner Zeit ein so genannter „Komplettfußballer“. Die beachtliche Leistung der Hötenslebener Mannschaft und ihr Sieg gegen die Berliner trug mit dazu bei, dass sich der gute Ruf der Mannschaft weiter festigte. 
  

1950/51
Im dritten Spieljahr in der höchsten Spielklasse des Landes gehörten neben Hötensleben Krupp Magdeburg, Genossenschaft Halle, Falke Sandersdorf, Eintracht Bernburg, Kombinat Bitterfeld, Agfa Wolfen, Fortschritt Eilenburg, Rot-Grün Magdeburg, Genossenschaft Schönebeck, KWU Köthen, Volkspolizei Eisleben, ZSG Salzwedel, SG Klein Wanzleben, Reichsbahn Aschersleben und Volkspolizei Magdeburg zum Sechzehnerfeld der einstaffeligen Landesliga. 20:40 Punkte (62:93 Tore) reichten nicht zum Klassenerhalt, Hötensleben musste absteigen. Die drei Jahre in der höchsten Spielklasse des Landes Sachsen-Anhalt brachten dem Hötenslebener Fußball trotz des Abstiegs einen guten Ruf ein.

Die Landesligaspieler Georg Hermel, Dieter Eggers, Edgar Dopieralla, Willi Görke, Willi Ziemann, Klaus Gritzan (hinten von links), Otto Künnemann, Günter Müller, Gerhard Denecke, Rudolf Schulze (mittlere Reihe von links) Heini Köchig, Fritz Weljehausen, Horst Göllner, Horst Dörr und Walter Krull (vorn von links) im Trainingslager

 

Eine wertvolle Zeit für den Hötenslebener Fußball

Die drei Jahre in der höchsten Spielklasse des Landes Sachsen-Anhalt brachten dem örtlichen Fußball weithin einen guten Ruf ein. Die Mannschaft wurde überall mit Respekt empfangen, denn mit ihren arteigenen Tugenden, Kampfgeist und Einsatzbereitschaft von der ersten bis zu letzten Minute, brachte sie selbst Spitzenteams des Landes in Bedrängnis.

Viele bekannte Spieler

Von 1948 bis 1951 sah man auch Spieler in Hötensleben, die später bekannte Oberligaakteure und Trainer wurden und teilweise gar zu Auswahlehren kamen. Einige Namen sollen das verdeutlichen: Oberländer (Thale, später Eintracht Braunschweig), Weißenfels, Wittenbecher, Henning (Stendal), Krüger (Halberstadt, später Hamburger SV), Michallak, Kümmel, Thorhauer, Koch, Holke (alle Magdeburg), Meininger (Magdeburg, später Halle), Ilsch (Bernburg).

Sie spielten für Hötensleben

Die Hötenslebener Farben wurden in den Jahren nach 1945 unter anderem von Horst Göllner, Heinz Knopp, Karl-Heinz Meier, Kurt Bodyschek, Rudi Ohnesorge, Horst Dörr, Walter Krull, Fritz Weljehausen, Günter Müller, Otto Künnemann, Willi Gritzan, Dieter Eggers, Lothar Bosse, Fritz Borchardt, Clemens Perschke, Gerhard Denecke, Günter Henseleit, Edgar Dopieralla, Willi Görke, Willi Ziemann, Otto Baranowski, Gerhard Krull, Hubert Ohnesorge, Hartmut Blaue, Helmut Theiß, Georg Hermel, Rudolf Schulze, Helmut Jochade, Heinz Henne und Heini Köchig vertreten. Als Trainer und Betreuer waren Walter Klatt, Willi Vogelsang, Albert Labodt und Arno Hermann tätig.

Leistungsstark und zuverlässige: Landesligatorwart Horst Göllner.